Du bist hier:Startseite1/Leitfaden für koreanische Übersetzungen
Leitfaden für koreanische Übersetzungen
Koreanisch gilt als eine der am schwierigsten zu übersetzenden Sprachen, insbesondere aus einer westlichen Sprache.
Koreanisch ist eine „isolierte Sprache“. Das bedeutet, sie lässt sich in keine Sprachgruppe einordnen. Auch wenn die Sprache einige Gemeinsamkeiten mit Chinesisch (zahlreiche Lehnwörter) und Japanisch (ähnliche Satzstruktur) teilt, sind die meisten anderen Merkmale jedoch einfach „anders“, egal ob Syntax, Grammatik oder kulturelle Inferenzen.
Dieser Leitfaden betont einige der Hauptunterschiede. Aufgrund der Andersartigkeit gegenüber anderen Sprachen verfügen nur die erfahrensten und routiniertesten Übersetzer über die nötigen Fähigkeiten, Ihren Text in ein Dokument zu verwandeln, das präzise ist und sämtliche kulturellen Eigenheiten berücksichtigt.
Während Deutsch und die meisten westlichen Sprachen sich durch eine Subjekt-Verb-Objekt-Wortstellung auszeichnen, gilt für Koreanisch meistens Subjekt-Objekt-Verb. Bei der Übersetzung einfacher Sätze führt dies nur selten zu Verwechslungen. Doch wenn Sätze mehrere Objekte enthalten (wie es häufig der Fall ist), verschiebt sich das hervorgehobene Element an den Satzanfang. Das heißt, selbst das direkte Objekt kann das erste Wort bzw. der erste Teil eines Satzes sein. Ein erfahrener Übersetzer weiß, wann ein Objekt an den Satzanfang verschoben werden muss, sodass die koreanische Übersetzung natürlich klingt.
Ellipse – Gebrauch von Subjekten und Objekten
Die Auslassung eines Subjekts oder Objekts bedeutet, dass das Verständnis des Kontexts entscheidend ist. Im Koreanischen wird das Subjekt meistens ausgelassen, sodass der Leser das Subjekt anhand der dem Verbende hinzugefügten Anrede bzw. der Differenzierung ermitteln muss, die auf der zuvor erwähnten Hierarchie von Personen basiert und angibt, auf welche Person Bezug genommen wird.
Die Ellipse bzw. die Auslassung eines Subjekts oder Objekts kommt im Koreanischen bei Subjekten in 69,2 % und bei Objekten in 13,8 % der Fälle vor. Im Englischen hingegen trifft dies nur auf 31,5 % der Subjekte und 7,7 % der Objekte zu. Auch im Deutschen ähneln diese Verhältnisse dem Englischen.
Im Koreanischen gibt es viele Auslassungen, da die Verbendungen sich mit der jeweiligen Anrede ändern und somit dem Leser durch die Verbendung direkt verständlich ist, wer der Protagonist des Satzes ist. Somit ist die Rolle des Verbs bedeutender als die des Subjektnomens, im Gegensatz zu den meisten westlichen Sprachen. Durch diesen Unterschied muss der Leser auch den Kontext wesentlich stärker berücksichtigen als es im Deutschen erwartet wird – ein Aufwand, dem meist nur die sachkundigsten Übersetzern gerecht werden.
Wenn der Leser das Subjekt einer Handlung oder eines Ereignisses bestimmen kann, wird im Koreanischen das Subjekt des Satzes meistens ausgelassen, was für koreanische Leser natürlich ist. (Wenn beispielsweise ein wichtiger Regierungsbeamter sagt: „Ich freue mich sehr, zu hören, dass…“ würde eine richtig lokalisierte koreanische Übersetzung das Subjekt „ich“ weglassen, da sich aus dem Kontext ergibt, wer spricht.)
Nicht-menschliches Subjekt
In koreanischen Sätzen werden bestimmte Subjekte nur sehr selten verwendet. Die koreanische Sprachkultur geht davon aus, dass das Subjekt von bestimmten Ereignissen ein Mensch sein muss. Im Deutschen ist es üblich, dass viele Sätze mit einem Subjekt wie „Studie“, „Forschung“, „Umfrage“ oder „Bericht“ beginnen. Ein deutscher Satz könnte beispielsweise lauten: „Die Forschung zeigt deutlich, dass das Experiment verifiziert wurde.“ Ein guter Koreanischübersetzer würde den Satz so ändern, dass eine wörtliche Rückübersetzung ins Deutsche folgenden Satz ergeben würde: „Jemand (ein Forscher) zeigt in seiner oder ihrer Forschung, dass das Experiment verifiziert wurde“. Oder „Laut der Forschung wurde das Experiment verifiziert.“ Durch eine solche Änderung des Texts klingt die Übersetzung für koreanische Leser natürlich.
Satzlänge
Ein guter deutscher Verfasser hält die Sätze kurz. Doch für Koreanisch gilt das Gegenteil. Alles, was sich auf einen bestimmten Punkt bezieht, wird in einen langen Satz eingeschlossen. Dadurch kann der Inhalt von drei deutschen Sätzen im Koreanischen gut und gerne in einem Satz ausgedrückt werden. Nur ein sehr erfahrener Übersetzer weiß, wie sich mehrere Sätze zu einem Thema in einem langen koreanischen Satz verpacken lassen.
Leerzeichen
Leerzeichen innerhalb eines Satzes werden eher zwischen Partikeln als zwischen Wörtern gesetzt. Beispielsweise enthält der Satz „Das blaue Haus ist in der Nähe“ zwei Partikel: „das blaue Haus“ und „ist in der Nähe“. Das Leerzeichen würde dann wie folgt gesetzt: „DasblaueHaus istinderNähe“. Ein falsch gesetztes Leerzeichen gilt als Fehler.
Anreden im direkten Gespräch
Die Anreden stellen eine der größten Schwierigkeiten dar. Ausländer könnten ihre gesamtes Erwachsenenleben im Land verbringen und trotzdem noch Fehler machen. Doch aufgrund der gesellschaftlichen Hierarchie ist ihr korrekter Gebrauch die Grundlage der koreanischen Sprache und Kultur.
Es gibt zwei Hauptsprachkategorien: 존댓말 (jondaemal) und 반말 (banmal). Beide Kategorien zeichnen sich durch höhere und niedrigere Anreden aus. Im Gespräch mit einer anderen Person hat jeweils einer einen höheren bzw. niedrigeren Status. In beiden Kategorien gibt es jeweils sieben Stufen, von denen jedoch heute nur noch vier Verwendung finden: 하십시오 (Hashipshio) – höfliche formelle Anrede; 해요 (Haeyo) – höfliche Alltagsanrede; 해라 (Haera) – einfache Anrede unter Freunden; 해 (Hae) – intime Anrede für enge Freunde oder Kinder. Die Regeln sind ziemlich komplex und setzen voraus, dass die richtige Anrede für jemand anderen bzw. sich selbst bekannt ist. Nur ein Übersetzer, der den Kontext des deutschen Textes vollständig versteht, wird stilsicher die korrekte Form verwenden, wohingegen falsche Verwendung die Glaubwürdigkeit der Übersetzung erheblich mindern würde.
Drei Zählsysteme
Koreanisch hat drei Zählsysteme, die jeweils komplett anders klingen: das native koreanische, das sino-koreanische (auf dem Chinesischen basierend) sowie das ordinale Zählsystem, das sich vom nativen koreanischen ableitet. In den westlichen Sprachen lässt sich das am ehesten damit vergleichen, zu wissen, wann arabische Zahlen (1, 2, 3, 4, 5) und wann römische Zahlen (I, II, III, IV, V) verwendet werden. Die nativen koreanischen Zahlen werden für gewöhnlich genutzt, wenn Personen und Objekte gezählt bzw. das Alter angegeben wird. Die sino-koreanischen Zahlen hingegen werden für das Zählen von Geld sowie für Adressen, Datumsangabe und Telefonnummern verwendet.
Zu wissen, wann bei der Übersetzung welche Form Anwendung findet, ist für ein korrekt lokalisiertes Enddokument entscheidend.
Zahl
sino-koreanisch
nativ-koreanisch
ordinal
0
공 (gong)
영 (yeong)
제로 (jero)
1
일 (il)
하나 (hana)
첫째 (cheot-jjae)
2
이 (ee)
둘 (dul)
둘째 (dul-jjae)
3
삼 (sam)
셋 (set)
셋째 (set-jjae)
4
사 (sa)
넷 (net)
넷째 (net-jjae)
5
오 (o)
다섯 (dah-seot)
다섯째 (dah-seot-jjae)
Slang
Heutzutage folgen Koreanern neuen Trends sehr genau und übernehmen schnell neue Wörter und neue Abkürzungen in ihrer Sprache. Koreaner sind sehr stark durch soziale Netzwerke verbunden, wodurch sich neue Begriffe schneller verbreiten. Ein guter Übersetzer muss mit diesen Trends Schritt halten, um potenziell peinliche Fehler bei Übersetzungen zu vermeiden, insbesondere in Werbe- oder Public-Relations-Texten.
Gebrauch von Adjektiven
Koreaner lieben Adjektive.
Adjektive werden im Koreanischen viel häufiger verwendet als in den meisten anderen Sprachen. Ausländer können diese schnell als unnötige Redundanz empfinden. Daher würde ein guter Übersetzer zur Erstellung eines authentisch klingenden koreanischen Dokuments durch Synonyme weitere Adjektive hinzufügen, jedoch auf eine Art und Weise, die für die Leser natürlich klingt. Darüber hinaus mögen zwar viele synonyme Adjektive bestehen, doch kann jedes einzelne unterschiedliche emotionale Konnotationen hervorrufen, sodass die Wahl des richtigen Adjektivs einen Übersetzer erfordert, der sich der kulturellen Eigenheiten bewusst ist.
Ausländische Namen
Die Übersetzung der Namen von Personen, Organisationen und Produkten ins Koreanische stellt für Übersetzer eine wahre Herausforderung dar. Ein talentierter Koreanischübersetzer wird den Namen zuerst auf Naver und Daum, die beiden größten Suchmaschinen in Südkorea, suchen, um zu überprüfen, ob es bereits eine allgemein akzeptierte koreanische Transliteration für den Namen gibt. Es wird nicht gerne gesehen, wenn ausländische Namen in ihrem ursprünglichen Alphabet stehen gelassen werden. Stattdessen wird eine koreanische Transliteration erwartet. Die Transliteration sollte sich an der Aussprache des Namens in der Quellsprache orientieren. Das kann sich als schwierig erweisen (da beispielsweise im Deutschen die korrekte Aussprache womöglich nicht ersichtlich ist). Der Klang bestimmter Sprachen, insbesondere von Schwedisch und Portugiesisch, stellen für koreanische Ohren eine besondere Herausforderung dar. Die Transliteration von Namen gilt jedoch als entscheidendes Element einer Übersetzung. Unser Team wird dabei keinen Aufwand scheuen, um eine korrekte Übersetzung zu liefern.
Der Name bestimmter ausländischer Organisationen (insbesondere, wenn der Name der Organisation auf ihren Arbeitsbereich verweist) lässt sich besser entsprechend ihrer Bedeutung als phonetisch übersetzen. Ein Beispiel hierfür ist die Coalition for Epidemic Preparedness Innovations (CEPI), was als 전염병대비혁신연합 (CEPI) übersetzt wird.
Zählsystem
Die Zählsysteme der westlichen Sprachen basieren auf Einheiten von Tausend, wobei eine Millionen eintausend Tausend (1.000 x 1.000), eine Milliarde eintausend Millionen (1.000 x 1 Million) und eine Billion eintausend Milliarden (1.000 x 1 Milliarde) sind. In asiatischen Sprachen, einschließlich Koreanisch, bauen die Zahlen auf Einheiten von Zehntausend auf, wobei eine Millionen als einhundert Mal Zehntausend (100 x 10.000) erachtet wird und die Sprungpunkte 10.000 (만/mahn), 100.000.000 (억/eok) 1.000.000.000.000 (조/jo) usw. sind. Das kann sehr verwirrend sein, insbesondere für Zahlen in Millionenhöhe oder höher. Übersetzer müssen daher bei finanziellen Dokumenten besonders sorgfältig vorgehen, da eine Null zu wenig große Probleme verursachen kann.
Konglish
Zu guter Letzt muss noch die steigende Verwendung von „Konglish“ Erwähnung finden: die Übernahme englischer Wörter in die koreanische Sprache, deren Bedeutung sich im Koreanischen dabei jedoch häufig ändert. Das führt zu oft bizarren englischen Übersetzungen in Korea, wie beispielsweise die seltsam klingenden englischen Kampagnen-Namen der Korea Tourism Organization, wie u. a. „Korea, Sparkling“ (in etwa: „Korea, glitzernd“), „Imagine your Korea“ (in etwa: „Stellen Sie sich Ihr Korea vor“) sowie kürzlich „Visit Korea for Me“ (in etwa: „Besuchen Sie Korea für mich“). Ein weiteres Beispiel aus dem Tourismussektor ist der Slogan für Seoul, der früher „Hi Seoul“ war, aber dann von einem Gremium aus Übersetzern, Regierungsbeamten und Privatpersonen zu „I.Seoul.You“ (in etwa: „Ich.Seoul.Du“) geändert wurde.
Einige weitere aktuelle Beispiele sind:
„Fighting“ („kämpfen“), was als Wort der Ermutigung oder zum Anfeuern verwendet wird.
Das Wort für Lenkrad: 자동차핸들 (das jadongcha haendeul ausgesprochen wird). Das erste Wort bedeutet „Auto“ auf Koreanisch, während das zweite Wort die koreanische Aussprache des englischen Wortes „handle“ („Griff“) ist.
Das Wort für Fernsehwerbung: CF광고 (Aussprache: CF guang-go). CF ist die Abkürzung für das englische Wort „commercial film“ („Werbefilm“) und guang-go das koreanische Wort für „Werbung“.
Das Wort für Trenchcoat: 버버리 oder 바바리 (Burberry), das beobeoli oder babali ausgesprochen wird.
Das Wort für Edelstahl: 스텐 (das seuten ausgesprochen wird, die koreanische Aussprache der ersten Silbe des englischen Wortes „stainless steel“ („Edelstahl“).
Das Wort für Ruhe und Entspannung: 힐링 (hilling, die koreanische Aussprache des englischen Wortes „healing“ („heilen“).
Ein kniffliges Beispiel ist 약속 („Verabredung“ oder „Versprechen“), das häufig verwendet wird, um Pläne oder auch Treffen zu bezeichnen. In letzter Zeit nutzen Koreaner das englischstammige Wort „Meeting“ für Geschäftstreffen, wobei es gleichzeitig in anderem Kontext auch für die in Korea üblichen „Blind Dates“ verwendet wird. Seit kurzem nutzen Koreaner auch 소개팅 (introduction-ting; etwa: „vorstellen“) für Blind Dates.
Nur ein versierter Übersetzer, der mit den neuesten Begriffen Schritt hält, weiß, wann ein Konglish-Begriff in eine Übersetzung einbezogen werden muss, um einen fertigen Text zu liefern, der mit der koreanischen Zielgruppe übereinstimmt.
Unser in Seoul ansässiges Team erfahrener Übersetzer von Pronto kümmert sich gerne um Ihren koreanischen Übersetzungsbedarf!
Bitte zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren, um Ihr koreanisches Übersetzungs- und Lokalisierungsprojekt zu besprechen.